Kay Scarpetta, forensische Pathologin, bekommt die Leiche der jungen, hübschen Schriftstellerin Beryl Madison auf den Tisch: Nachdem ihr Mörder dutzende Male auf sie eingestochen hatte, schnitt er ihr fast den Kopf ab - ein Verrückter? Beryl wurde offenbar schon Monate zuvor von einem Unbekannten verfolgt, ohne dass es von Anderen allzu ernst genommen wurde. Als Kays Verflossener, für den sie noch mehr empfindet als ihr lieb ist, sich nach Jahren überraschend bei ihr meldet und Informationen zu Beryl anbietet, wird ihr Interesse an diesem Fall noch mehr geweckt. Doch je intensiver sie sich damit beschäftigt, desto mehr bringt sie sich selbst in Schwierigkeiten und Gefahr. Ein Manuskript der Autorin, für dessen Verschwinden Kay verantwortlich gemacht wird, bringt ihr unangenehme Schlagzeilen in der Presse und eine Anzeige. Zudem scheint plötzlich sie in das Visier des Mörders geraten zu sein: Sie erhält merkwürdige Telefonanrufe, es wird bei ihr eingebrochen, ein Wagen vor ihrem Haus geht in Flammen auf...
Sehr spannend geschrieben mit allerlei überraschenden Wendungen, nichts ist so wie es auf den ersten Blick erscheint. Sämtliche Hinweise - und derer gibt es viele - werden bis zum Ende des Buches geklärt, nichts bleibt offen. Wirklich gute Krimiunterhaltung.
Rosemarie und Roland, ein Studentenpärchen aus Freiburg, die sich in nichts von tausend anderen Studentenpärchen unterscheiden, treffen in ihrem Urlaub, Sommer 1978, auf Elba auf den jungen Amerikaner Jim. Hals über Kopf verlieben sich beide in ihn und er - sich in sie? Sicher nicht in der Art und Weise wie Rosemarie und Roland, für die sich mit diesem Gefühl Exklusivität, Einzigartigkeit, Eifersucht und anderes verbindet. Für Jim hingegen ist es nichts was nur mit einer bestimmten Person verflochten ist. Er liebt die Liebe und gibt sich diesem Gefühl bei jeder sich bietenden Möglichkeit hin. So beginnen die Drei eine Ménage à trois, die insbesondere bei Roland zu einer Reihe unguter Gefühle führt. Die Erkenntnis, dass er neben Rosemarie (und tut er das wirklich?) ganz offensichtlich auch Jim liebt, löst Eifersucht und beträchtliche Verwirrung in ihm aus. Nachdem nur Rosemarie und Jim eine Zeitlang gemeinsam durch Italien weiterreisten, treffen sich alle drei in Freiburg wieder, wo sie bis November desselben Jahres zusammenleben.
Auch wenn es sich um eine Ménage à trois handelt, ist das Hauptthema die Liebe von Roland, der sich ebensowenig wie Jim traut, diese öffentlich zu leben. Über gemeinsame Stunden wird schweigend hinweggegangen, zärtliche Blicke eher verstohlen getauscht. Statt dessen macht Jim aus seinen Eroberungen beim weiblichen Geschlecht keinen Hehl, als ob er gerade dadurch demonstrieren wolle, dass ihn nichts, aber auch gar nichts zu Männern hinzieht. Auch Roland fügt sich, heiratet wie vorgesehen Rosemarie und ebenso vorhersehbar trennen sie sich. Doch die Liebe zu Jim bleibt...
Stadler schildert neben dieser Liebesgeschichte wunderbar anschaulich die Welt in diesen Jahren: das dörfliche Leben mit all seiner zwischenmenschlichen Verbundenheit, aber auch der Engstirnigkeit gegenüber allem was irgendwie anders war; die Versuche der Jungen, im Ausland nur nicht als Deutsche erkannt zu werden - das alles verpackt Stadler in eine Sprache, die zwar überaus anstrengend zu hören ist (ohne volle Konzentration kann man diesem Hörbuch kaum folgen), jedoch eindrucksvolle Bilder hinterlässt. Einige Beispiele:
'Sie sahen auf das Leben und Treiben, meist lag es schon hinter den Menschen, die da vorbeigingen,..',
'Erst machte der Eine den Hosenladen auf und zeigt ihm etwas, das schon manches Mal über Krieg oder Frieden entschieden hatte.',
'Und ein Leben lang ein Leben geführt haben, das nicht ihres war, sondern ein anderes. Jenes, von dem sie glaubten, es würde von ihnen erwartet.'.
Keine leichte Kost, schon gar nicht als Hörbuch, aber mit Wirkungen über den Tag hinaus ist zu rechnen :-)
Ein grausamer Auftakt: In einem Wald, völlig abgelegen, geschieht ein Verbrechen, das es eigentlich nicht geben kann. Elf Tote, alle an unterschiedlichen Ursachen gestorben (eine Person an Haibissen(!)), alle zur selben Uhrzeit. Die Polizei erklärt die Sache zu einem Staatsgeheimnis und vertuscht das wahre Geschehen, um ihre Hilflosigkeit zu verbergen.
Im nahegelegenen Dorf, dessen Bewohner die Toten gefunden haben, brechen derweil uralte Konflikte wieder auf, die Gemeinschaft droht zu zerbrechen. Der Pfarrer und eine Psychiaterin versuchen, eine Art Frieden wiederherzustellen und auch die Gründe für das Geschehene zu ermitteln. Doch jede Form logischen Denkens stößt hier an Grenzen.
Erzählt wird aus zwei Blickwinkeln: Einmal berichtet der Pfarrer, dann die Psychiaterin Giovanna, die überwiegend eine Form von Selbstgesprächen führt: meist endlose Sätze, teilweise auch ohne jede Interpunktion - etwas gewöhnungsbedürftig, vermittelt aber überzeugend die Gefühlssituation, in der sich Giovanna befindet. Trotz des entsetzlichen Beginns ist es kein Krimi oder Thriller, in dessen Mittelpunkt die Auflösung dieses Verbrechens steht. Vielmehr entwickelt sich die Geschichte zu einer Art Psychogramm, nicht nur des ganzen Dorfes, sondern auch der beiden Hauptfiguren, Don Ermete dem Pfarrer und Giovanna, der Psychiaterin, während das unfassbare Ereignis immer mehr in den Hintergrund rückt. Dennoch: Ich fand das Buch spannend bis zum Schluss und hatte Mühe, es aus der Hand zu legen.
Anstrengend sind die ganzen Familienbande, die in diesem Buch bestehen, ich hatte gelegentlich doch Mühe, einen Überblick zu behalten. So zeichnete ich mir beim Lesen die Verwandtschaftsverhältnisse auf, was sich dann auch immer wieder als nützlich erweisen sollte. Hilfreich ist hierzu ebenso die Website www.xy-roman.de, auf der alle Personen mit ihren Eigenheiten und Beziehungen auf geführt werden. Einziges Manko dort: Es fehlte mir eine Art übersichtlicher Stammbaum - doch den hatte ich mir ja zwischenzeitlich schon selbst gezeichnet.
Zwei Londoner Mädchen gelangen auf mysteriöse Weise in Londons Vis-a-Vis-Stadt: Un Lon Dun. Seltsame Gestalten leben hier, Dinge die in London zum Müll gehörten, sind hier auf wundersame Weise zum Leben erwacht. Während die Beiden noch staunend ihre Umgebung erkunden, erfahren sie, dass diese ungewöhnliche Welt bedroht ist. Doch eines der Mädchen ist die Schwasie, die Auserwählte, die das Unglück abwenden kann – so steht es in dem Buch der Prophezeiungen. Doch dann kommt alles anders als vorhergesagt…
Miéville beschwört eine Welt herauf, die nur so bevölkert ist von utopischen Lebewesen und Gegenständen. Novemberbäume, die für einige Zeit Feuerwerkseffekte konservieren; Schwaflinge, gesprochene Worte die sich materialisieren und nach einiger Zeit wieder verschwinden; Rabjats, gefährliche Mülltonnen-Leibwächter; Fensterspinnen, deren Körper ein Fensterrahmen ist, wo sich dahinter ein oder mehrere Räume verbergen; undundund. Doch während das ‚Inventar’ des Buches wie auch die Sprache (Hut ab vor der Übersetzerin! schlurfraschelpatschte steht bestimmt nicht im Wörterbuch) vor phantastischen Ideen nur so strotzt, ist die dahinterstehende Geschichte nicht ganz so überraschend und ideenreich. Einer Stadt droht der Untergang, ein Mädchen versucht sie mit Hilfe seiner Freunde zu retten, dazu einige Verräter und außerordentliche blauäugige unwissende Mithelfer – fertig ist die Story. Viele Wendungen sind zu vorhersehbar oder einfach unglaubwürdig (Unschirmissimos Lügengeschichte, Mörtels Weigerung den Tatsachen ins Auge zu sehen…) – etwas mehr von dem Einfallsreichtum den die Erschaffung Un Lon Dons erkennen lässt, hätte der Geschichte gut getan. Trotzdem ist es ein schönes Lesevergnügen, der einen anschließend kaputte Regenschirme und kleine leere Milchkartons mit anderen Augen betrachten lässt :-).
- September 1919. Tristan Sadler ist auf dem Weg von London nach Norwich, um dort Marian, die Schwester seines besten Freundes zu besuchen. Dieser kam aus dem Krieg nicht zurück und Tristan will ihr nun die Briefe, die sie ihrem Bruder Will geschrieben hat, zurückgeben. Bei ihrem Treffen erzählt er ihr von seiner ersten Begegnung mit Will im Ausbildungslager, dem Übersetzen nach Nordfrankreich und den anschließenden grausamen Kämpfen dort, wo es nur noch ums nackte Überleben ging.
Sadler berichtet abwechselnd in jeweils ca. 50seitigen Kapiteln vom Zusammentreffen mit Marian und seinen Erlebnissen im Krieg. Es ist die Geschichte zweier junger Männer, die in anderen Zeiten vermutlich wesentlich glücklicher verlaufen wäre. Doch in jenen Zeiten ging es nur noch um vermeintliches Heldentum und Mannsein, über die man damals eine deutlich andere Vorstellung hatte als heute.
Es ist ein Buch voll unerwiderter Gefühle und über die Brutalität des Krieges, die letztendlich zu einem entsetzlichen Ende führen.
Boyd schreibt aus der Sicht Tristans voller Emfindsamkeit, jedoch ohne rührselig oder kitschig zu werden. Man leidet und fühlt mit ihm und selbst während des tragischen Endes empfindet man mit dem Erzähler.
Ein Buch das berührt und die Schrecken des Krieges aus einer anderen Sichtweise aufzeigt.
Kein Blut, keine Toten, überwiegend Briefe - und das sollen die Zutaten für einen fesselnden Krimi sein? Ja, das sind sie!
Obwohl so gut wie alles, was einen guten Krimi ausmacht, fehlt, steigt die Spannung spürbar von Seite zu Seite an. Man vermutet, dass mehr hinter dem Ganzen steckt und als man es glaubt zu wissen, wird man wieder eines Besseren belehrt.
An der Beerdigung von Agnes' Ehemann nimmt auch Henny teil, ihre frühere beste Freundin, die sie vor 19 Jahren das letzte Mal sah. Kurz darauf beginnt zwischen den beiden Frauen ein reger Briefwechsel, in dem Henny Agnes bittet, ihren Mann für sie umzubringen. Agnes willigt ein...
Während in den ausgetauschten Briefen langsam der Mordplan Gestalt annimmt, lässt Agnes die Lesenden an ihren Erinnerungen an die gemeinsame Jugend teilhaben. Und nach und nach beginnt man zu ahnen, dass doch nicht alles so eindeutig ist wie es scheint. Oder vielleicht ist es auch ganz ganz anders.
Toll gemacht, nur leider hat man es viel zu schnell gelesen.
Sandman V is the episode which I’ve read through fastest up to now. Compared to the previous books it’s an entire continuous story, which acts in the here and now (more or less), so that the perusing narrative flow is steadily increasing the tension.
Barbie is a quite typical young woman, who (somewhere living in N.Y.) is enjoying her life after the seperation of Ken. But somewhere there is existing another world, which is threatened by extinction and where she is the monarch. Barbie doesn’t sense anything about this menacing danger. And so, some of the inhabitants head off at the risk of losing their lifes, to ask her to help them.
The story is gripping without exception and plays with the different levels of two worlds, where subliminally is created the impression, that one is the real earth and the other a complete imaginary one. But a reality, which is populated by Barbie and Ken, dream creatures who are paying a visit and hoary magic beings? What’s real? What’s fantasy?
Gorgeous narrative (even if there is a little bit less thoughtfulness than in some of the previous books), congenial drawings – a wonderful read!
WARNUNG! Dies ist kein Buch für Insektenphobiker!
Nachdem meine erste Begegnung mit einer Hohlbein-Lektüre (dem Vampir-Hörbuch 'Dunkel') eher ein zweifelhaftes Vergnügen war, unternahm ich nun einen neuen Versuch, der (soviel schon vorab) deutlich besser ablief.
Da ich den Klappentext nicht gelesen hatte, war ich etwas überrascht, mich scheinbar in einem recht actionreichen Terroristen-Thriller wiederzufinden. Ist Hohlbein nicht ein Fantasyautor? Egal, spannend - wenn auch etwas verwirrend durch zu Beginn drei sich abwechselnde Handlungsstränge - war es auf jeden Fall.
Brenner, ein Durchschnittsvertreter schlechthin, bleibt zusammen mit Astrid, einer kurz zuvor mitgenommenen Anhalterin, mit seinem Wagen im Taunus liegen. Auf der Suche nach Hilfe landen sie in einem mysteriösen Kloster. Zeitgleich verübt der arabische Topterrorist Salid einen Anschlag auf einen nahegelegenen US-Militärstützpunkt, in dem just zu diesem Zeitpunkt ein geheimes Treffen mit Spitzenmilitärs stattfindet. Das Kloster geht dabei in Flammen auf, so gut wie alle Beteiligten sterben (oder auch wieder nicht, hier beginnt der Fantasyteil) und Brenner findet sich mehr als Gefangener denn als Patient im Krankenhaus wieder. Doch schon nach kurzer Zeit flüchtet er mit Hilfe Salids und des Priesters Johannes, denn die Apokalypse (und damit unter anderem eine Masse von Insekten) steht bevor - und an ihnen liegt es, dies zu verhindern.
Hohlbein wechselt geschickt die Perspektiven, was zumindest zu Beginn etwas verwirrend wirkt. Im späteren Verlauf trägt dies aber zweifelsfrei zur Spannung bei ebenso wie die immer wieder suggerierte Lösung, die jedoch häufig im Widerspruch zum erzählten Geschehen steht. Kleinere Unstimmigkeiten (bei Zeitangaben beispielsweise), Ereignisse die nicht begründet werden oder Handlungsfäden, die sich im Nichts auflösen, sind zwar ärgerlich, aber noch nicht unerträglich. Und der überraschende und meiner Meinung nach grandiose Schluss entschuldigt zudem manches. Obwohl der Vorleser Frank Glaubrecht nicht durch eine bemerkenswerte Akzentuierung der einzelnen Personen auffällt, driftet sein Vortrag nicht in Monotonie ab, was sicherlich seiner ansprechenden und ausdrucksvollen Stimme zu verdanken ist.
Alles in allem ein zwar nicht herausragendes, aber unterhaltsames und spannendes Hörbuch für knapp sieben Stunden.
Leider ist der Titel etwas misslungen, da sich nur ca. ein Drittel tatsächlich mit 'Denken' beschäftigt. Die Anregungen zum Betätigen des eigenen Gehirns reichen u.a. vom skeptischen Betrachten von Statistiken ('Nahezu 100% aller Deutschen sind weiblich und kriminell. Das zeigt eine repräsentative Untersuchung in einem Wuppertaler Frauengefängnis.'), dem Hinterfragen von Aussagen beispielsweise aus der esoterischen Ecke ('Wenn Sie das nächste Mal zu einem Wahrsager gehen, und der fragt Sie: "Was führt Sie zu mir?", dann sagen Sie einfach: "Also, wenn Sie das nicht wissen..."') und dem misstrauischen Beäugen scheinbar anspruchsvoller Behauptungen ('Bei der letzten Bundestagswahl haben viele Spitzenpolitiker von einem "Quantensprung in der Arbeitsmarktpolitik" gesprochen... Physikalisch gesehen ist ein Quantensprung allerdings definiert als die "kleinstmögliche Zustandsänderung, meist von einem hohen auf ein niedriges Niveau."').
Daneben bricht Ebert eine Lanze für die Naturwissenschaften, die nach seiner Meinung (wohl nicht ganz zu unrecht) ein Schattendasein in unserer Gesellschaft fristen. Den größten Teil des Buches nehmen jedoch seine Ausführungen über neuropsychologische Erkenntnisse in Anspruch: Sie reichen von der Hirnentwicklung von Kindern und Jugendlichen über die Aussage 'Weshalb Fernsehen tatsächlich dumm bzw. dement macht' und machen auch vor den neuesten Einsichten in das Verhältnis der Geschlechter nicht halt ('Nüchtern betrachtet ist die romantische Verliebtheit nämlich nichts anderes als eine chemisch induzierte Form von Geisteskrankheit.').
Geschrieben ist es in einem recht witzigem, leicht flapsigem Ton, wobei manche der Gags schon einen ziemlichen Bart haben ('"Press any key", dabei gibt es überhaupt keine Taste auf der "any" steht') bzw. irgendwann platt wirken, wenn beispielsweise zum 5. Mal über Lehrer hergezogen wird.
Alles in allem jedoch ist es eine amüsante Lektüre - und auch wenn man anschließend nicht VIEL mehr denkt: Aber man ist doch um einiges Wissen reicher.
Dass 'Marina' nach Zafóns eigener Aussage sein persönlichster Roman und eines seiner Lieblingsbücher ist, sagt noch nichts über dessen Qualität aus. Und so manche, die bereits einen oder auch beide der Bestseller 'Der Schatten des Windes' bzw. 'Das Spiel des Engels' gelesen haben, mögen sich von diesem Buch somit wesentlich mehr versprechen. Denn dies hier ist sein erstes Werk als 'Erwachsenenschriftsteller', und man spürt es die ganze Zeit hindurch.
Wie in seinen beiden anderen Romanen ist der Protagonist auf der Suche: Oscar, ein Internatszögling, lernt während einer seiner zahlreichen Spaziergänge durch das alte Barcelona eine junge Frau, Marina, kennen. Sie stoßen auf die Spur einer geheimnisvollen Dame in Schwarz und geraten in eine Geschichte, deren Anfang bereits viele Jahrzehnte zurückliegt, doch noch immer nicht beendet ist. Ein tragisches Liebespaar, der Zusammenbruch eines Wirtschaftsimperiums, mysteriöse Todesfälle, furchterregende Nachtgestalten - Zutaten die auch in Zafóns anderen Büchern nicht fehlen. Doch hier sind die Sätze häufig deutlich kürzer: Subjekt, Verb, Objekt - und der nächste Satz. Es fehlen die mäandernden Satzgebilde, die versuchen das Unbeschreibliche in Worte zu fassen. Die Ansätze sind bereits zu spüren, ebenso die bildhaften Beschreibungen und Vergleiche, die Zafóns andere Publikumserfolge auszeichnen. Auch die Geschichte selbst ist noch nicht so verschachtelt, wie man es gewöhnt ist, driftet dafür aber zusehends ins Horrormäßige statt Übernatürliche ab. Vermutlich nicht so ganz das, was sich erwachsene Lesende von Zafón versprechen.
Dennoch: Es ist spannend, gut geschrieben und sicherlich deutlich besser als vieles, was man als Unterhaltungsliteratur angeboten bekommt. Aber: Nicht zuviel erwarten!
Kommt mit ins Urlaubsgepäck. Ob ich all die Bücher schaffe? Im Zug sitze ich ja lange genug...
So, Urlaub fast rum und Buch gelesen. Also:
Auch wenn der Titel und das Buchcover suggerieren, hier handle es sich um einen der vielen historischen Krimis mit exotischem Hintergrund - Teile der Story könnten kaum aktueller sein (obwohl das Buch bereits 2005 erschienen ist). Zu Beginn werden mehrere Erzählstränge aufgebaut, die sich scheinbar zusammenhanglos nebeneinander weiterentwickeln.
In Ägypten untersucht Inspektor Khalifa den Tod und das undurchsichtige Leben eines Piet Jansen, der in einem Zusammenhang mit einem vor 15 Jahren geschehenen Mord zu stehen scheint. In Jerusalem recherchiert die Journalistin Layla über de Relincourt, einen Kreuzfahrer der einen geheimnisvollen Schatz in Jerusalem entdeckte, an dem auch Adolf Hitler Interesse zeigte. Die Aktivitäten der Krieger Davids, einer extrem radikalen Siedlerbewegung werden ebenso beschrieben wie die Anwerbung von palästinensischen Selbstmordattentätern durch Anhänger des mysteriösen palästinensischen Al-Mulatham, der einen Feldzug gegen die Israelis führt.
Wie sich all dies und mehr zusammenfügt, schildert Sussmann auf spannende Art und Weise und gewährt zudem einen tieferen Einblick in die Gedankenwelt von Juden, Palästinensern und Arabern während eines Konflikts, in dem jeder sowohl Opfer wie auch Täter ist.
Alles in allem ein Thriller, der sich deutlich von der üblichen Krimidurchschnittskost abhebt.
Irgendwie hatte ich mir mehr versprochen von dieser Russen-WG, von der Kaminer berichten wollte. Doch praktisch handelt nicht einmal die Hälfte der 34 recht kurzen Geschichten von seinen beiden russischen Hausmitbewohnern.
Stattdessen beschäftigt sich ein Großteil mit Besonderheiten aus Russland (warum es in Russland Eisfisch gibt; wie im Osten 'Das Kapital' genutzt wurde';...), die sich aber durchaus amüsant lesen. Dafür sind jedoch gerade die Geschichten über seine Nachbarn häufig von Belanglosigkeiten geprägt (Pilze sammeln in Potsdam; Dichtung...), so dass man sich nach dem Lesen fragt: 'Und was war nun der Sinn?' Weder informativ noch besonders witzig - man hätte sie auch einfach weglassen können, was aber das eh schon recht dünne Büchlein, das auch noch ziemlich großzügig gesetzt ist, noch dünner hätte werden lassen. So muten einige der Stories eher als Füllmaterial an, die man auch ohne Verlust überblättern kann. Schade, Kaminer kann es doch besser.
Nach acht Jahren gemeinsamer Beziehung verlässt Sabine Uwe - was irgendwie vorherzusehen war. Er: Senior Vice President (oder so was ähnliches :-)) mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 200.000 €, leicht zwanghaft veranlagt, der sich ein Leben ohne Struktur und Pläne nicht vorstellen kann. Sie: ehemalige Französischstudentin, Hang zum alternativen Lebensstil, linksorientiert, Neigung zum Chaos. Klar, wem da die Sympathien der Hörenden gelten ;-) Doch als Uwe in einem 'Abschiedsdiktat' noch einmal ein Resümee zieht der vergangen Jahre, stellt sich vieles plötzlich ganz anders da. Und wie so häufig bewahrheitet sich auch hier der uralte Spruch: Es gehören immer zwei dazu.
Jan Weiler als Uwe und Annette Frier als Sabine sind wirklich eine Idealbesetzung für dieses Paar. Seine Darstellung als in mitmenschlichen Angelegenheiten leicht verklemmter Rationalist ist derart überzeugend, dass man ihn förmlich vor sich sieht. Und auch Annette Frier verkörpert die desorganisierte, aber von sich und ihren Ansichten Selbstüberzeugte so glaubwürdig, dass man die gemeinsamen Auftritte des Paares deutlich vor Augen hat. HÖREN!
PS: Das 'EasterEgg' ist ein wunderbares Tüpfelchen auf dem i ;-)
Nachdem die Trennung von Sabine nun endgültig ist, macht sich Uwe nach einem Jahr bei einer Single-Kreuzfahrt auf die Suche nach einer neuen Frau. Unglücklicherweise sinkt die MS Romantik und außer ihm überlebt nur noch Karin, die seiner Meinung nach unerträgliche Gästebetreuerin. Nachdem recht schnell klar ist, dass die Abneigung füreinander auf Gegenseitigkeit beruht, entwickelt sich ein heftiger Schlagabtausch, der insbesondere Uwe als Ekel par excellence darstellt. Nicht dass Karin ein Engel wäre - weit gefehlt. Doch im Vergleich gibt der erfolgreiche Vizepräsident ein besonders übles Bild ab.
Nach 'Liebe Sabine' ist dies der zweite Auftritt von Uwe Helstig, der mit viel Wortwitz und schlagfertigen Dialogen daherkommt. Doch im Gegensatz zum Erstling sind hier die Personen wie auch die Geschichte nicht so nah an der Realität, was beim ersten Teil den besonderen Reiz ausmachte. Man braucht ihn jedoch nicht gehört zu haben, um den zweiten Teil zu verstehen. MS Romantik ist amüsante und gute Unterhaltung mit dem Schwerpunkt Männer gegen Frauen und andersherum und der Erkenntnis, dass jede/r eine Leiche im Keller (oder woanders) hat - im wahrsten Sinne des Wortes ;-)
Dies ist der neunte Roman mit dem Ermittlerteam von Erik Winter, Kriminalkommissar im Fahndungsdezernat in Göteborg. Und für mich der Erste.
Ein ungewöhnlicher Auftakt: Im ersten, rund 100 Seiten umfassenden Teil erscheinen alle Personen, die mit den Geschehnissen zu tun haben. Doch meist nur als Momentaufnahme, zudem einige ohne Namen. Es ereignen sich merkwürdige Dinge: Schüsse fallen, ein verlassenes Auto, ein namenloser (künftiger?) Mörder ist auf dem Weg zu seinem Opfer (oder nicht?), eine junge Frau flüchtet... Was all dies miteinander zu tun hat, bleibt im Dunklen. Besser: im Düsteren. Denn schon jetzt zeichnet sich ab, dass dies die Stimmung ist, die ALLE Handelnden umgibt. Der erste Teil schließt ohne dass auch nur ansatzweise klar ist, wie all die Ereignisse zusammenhängen.
Im zweiten Teil werden erste Verbindungen sichtbar. Die Personen bekommen (fast) alle Namen, Beziehungen werden erkennbar ebenso wie ein eventuelles Motiv. Trotzdem bleibt vieles immer noch im Ungefähren, was im dritten Teil aufgeklärt wird. Man glaubt nun zu wissen was passiert ist und weshalb. Und wird im vierten Teil auf's Neue überrascht, welch unerwartete Wendungen diese Geschichte nimmt.
Doch diese Geschichte macht nur einen Teil des Romans aus, der andere gehört den Ermittlern. Alle haben massiv mit privaten Problemen zu kämpfen: Gesundheit, Familie, Lebenssinn, Beziehung... Es sieht so aus, als ob sie die Düsternis des kommenden Winters, der langen Nächte, schon vorwegnehmen (Dabei herrscht den ganzen Roman über ungewohnterweise das schönste Wetter in Göteborg). Obwohl äußerliche Beschreibungen eher knapp ausfallen, hat man bereits nach kurzem ein ziemlich gutes Bild der einzelnen Charaktere vor Augen (was für die Fähigkeiten des Autors spricht).
Edwardsons Sprache sind kurze und knappe Sätze, ganz dem Typ der Ermittler entsprechend. Sie reden nicht gerne, wenn dann nur auf das Notwendigste beschränkt. Dennoch bleibt Edwardsons Sprache ausdrucksreich, ihm gelingen immer wieder beeindruckende Bilder ('Die Vergangenheit ist wie ein Mantel, der einem schwer auf den Schultern lastet' oder 'Im Gras lagen Rosen die wie Blutflecken aussahen'), die durch die Kürze der Sätze besonders prägnant wirken.
Wer Probleme mit dem Herbst- oder Winterblues hat, dem ist dieses Buch vielleicht nicht unbedingt zu empfehlen. Allen anderen aber ohne Einschränkung.