Bücherregal lädt …
Der Berg, der Menschen frisst
280 Seiten

Der baskische Journalist Ander Izagirre schaut in seinem Buch über die Minenarbeiter Boliviens, mit Fokus auf die Kinder, die unter Tage arbeiten, tief in die Seele der Andenbewohner. Nebst der Kritik an den sozialen Missständen, schreibt er, wie nebenbei, noch eine kurze Geschichte des Andenstaates. Ausgehend von den reichen Rohstoffen des Cerro Rico in Potosí, dessen Silber das Rückgrat des Spanischen Kolonialismus bildete, über die Zinnvorkommen in Llallagua, die einen bolivianischen Glücksritter namens Simon Patiño zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum fünftreichsten Menschen des Planeten machte, bis hin zur Verstaatlichung der Minen in den 1950er-Jahren und deren erneute Privatisierung in den 1980er-Jahren, ist die Geschichte des Bergbaus eng mit der des Staates verwoben.

Dass man den Gipfel des Cerro Rico in jüngster Vergangenheit stabilisieren musste, damit Erdrutsche nicht die darunterliegende Stadt zerstören und die Rohstoffe des Berges, der mittlerweile mehr einem Schweizer Käse gleicht, weiterhin ausgebeutet werden, trotz unzähliger Gefahren beim Abbau und der gesundheitsschädigenden Staubluft in den Stollen, zeugen von der Verzweiflung der indigenen Bevölkerung.

Die Darstellung eines Staates, der zuerst von europäischen Imperialisten, dann von der eigenen Elite geplündert wurde und seither wegen den Launen des Welt-Rohstoffmarktes immer wieder in prekäre Situationen trudelt, kontrastiert mit der ergreifenden Geschichte der vierzehnjährigen Alicia Quispe, die in der schulfreien Zeit Loren aus den Stollen schiebt, um für die Familie ein wenig Geld zu verdienen. Eine lesenswerte Dokumentation!