Hoffnung im Alentejo
393 Seiten

Es hat eine Weile gedauert bis ich mit dem Buch warm geworden bin und dem entsprechend hat sich die Lektüre über eine längere Zeit gestreckt. Ein Grund war die sich widerholende und immer wieder abschweifende Erzählart, die u.a. dazu dient die Ewigkeit des Lebens und Leidens auf dem Latifundium zu verdeutlichen. Auch die kurzen und austauschbaren Beschreibungen der Figuren, die fast alle austauschbar sind und nur ihrer Funktion halber existieren, hat es mir schwer gemacht mich emotional mit der Geschichte zu verbinden. Mit der Zeit habe ich diese Art der Erzählung aber zu schätzen gelernt, insbesondere wegen des feinen und trockenen Humors, der sich bis zu Spott und Kritik an der katholischen Kirche steigern konnte. Ein politischer Roman bzw. "Bericht" wie er genannt wird, der auch durch seine vielen mythischen Abschweifungen, wenig aufkläererisch, materialistisch daher kommt, jedoch das Leben der Tagelöhner und Landarbeiter über die Jahrzehnte intensiv und authentisch vermittelt. Beeindruckend die Folterszene aus Sicht einer Ameise. Die titelgebende Hoffnung zeigt sich erst gegen Ende des Romans in der Nelkenrevolution, der Flucht der Großgrundbesitzer und den folgenden Besetzungen der Ländereien durch die Landarbeiter. Etwas Grundwissen zur neueren Geschichte Portugals und rudimentäre Grundkenntnisse der Geografie helfen.

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