American Gods
623 Seiten

Neil Gaiman war mir bis vor kurzem 'nur' als (außergewöhnlicher) Kinderbuchautor ein Begriff und hätte mir ein Freund nicht dieses Buch geschenkt (um seinen Lieblingsautor kennenzulernen), wäre dies wohl auch so geblieben.
Die Story ist recht schnell erzählt: Shadow, ehemaliger Häftling auf Bewährung entlassen, erwischt keinen guten Start ins neue Leben. Seine Frau und sein bester Freund sterben kurz zuvor, sodass er ohne weitere Alternative das Jobangebot des mysteriösen Wednesday annimmt, künftig dessen Fahrer und Bodyguard zu sein. Bald stellt sich heraus, dass sein Chef ein Gott ist und dieser mit enormer Anstrenung versucht, seine KollegInnen in den USA dazuzubringen, zu einem letzten Kampf aufzubrechen in dem es um ihr aller Überleben geht.
Die zugrunde liegende Idee ist bemerkenswert realistisch: Götter und Göttinnen existieren nur solange man an sie glaubt. Doch wie alles im Leben ist auch der Glaube einem Wandel unterworfen und so kommen neue Gottheiten auf während die alten verblassen: des Internets, der Drogen, der Automobilindustrie - letztere wurde insbesondere durch ihre zahlreichen Opfer groß und mächtig. Obwohl es eine völlig fantastische Geschichte ist, gelingt es Gaiman sie derart gut in die Realität einzuflechten, dass man (bzw. ich :-)) sich immer wieder fragt, ob der obskure Alte im Supermarkt heute morgen oder die schrille Rothaarige gegenüber nicht vielleicht auch ein Gott oder eine Göttin darstellen.
Zwischen die eigentliche Handlung bettet der Autor kurze Kapitel ein, wie die Götter in die USA gelangten oder wie sie ihr heutiges Dasein in den USA fristen - eine ziemlich deprimierende Angelegenheit.
Das Alles ist ausgesprochen spannend erzählt, mit vielen überraschenden Wendungen und nicht weniger gelungenen Geschichten. Einziges Manko: Der Held ist vielleicht eine Spur zu gut. Kaum Zweifel, immer loyal, treu und ergeben - zu gut um wahr zu sein :-)
Ein toller Schmöker mit einer Reihe nachdenkenswerter Anregungen.

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