Das Glück in glücksfernen Zeiten

Gerhard Warlich, promovierter Philosoph, gelangte über einen Aushilfsjob in einer Wäscherei auf die Stelle des Geschäftsführers, die er nun schon seit 15 Jahren zur Zufriedenheit des Eigentümers ausfüllt. Doch er selbst ist alles andere als zufrieden. Er fühlt sein Leben an sich vorbeiplätschern, ereignislos, ein Tag wie der andere und meint, dieses Problem auch bei den meisten anderen Menschen zu erkennen. In seinem Innern erhofft er sich noch immer eine Stellung, die seines Studiums angemessen ist und damit die Eintönigkeit seines Daseins beendet. Dennoch ist ihm bewusst, dass es ihm im Grunde genommen gut geht und er keinen Anlass zum Klagen hat: Seine Beziehung zu Traudel ist noch immer glücklich, ihre Existenz durch gute Gehälter gesichert. Aber Warlich fühlt sich eingezwängt in ein Leben, das ihm außer dem täglichen Einerlei nur wenig zu bieten hat. Und als Traudel einen Kinderwunsch äußert, wird die Beengtheit unerträglich...

Es ist nun wirklich keine leichte Kost, diese Lesung. Insbesondere da die Gedankengänge des Protagonisten teilweise recht sprunghaft verlaufen und man als Zuhörende/r konzentriert dabei bleiben muss, um sie nachvollziehen zu können. Auch dann fällt es nicht immer leicht, so dass manches einfach nur mit leichtem Kopfschütteln hingenommen wurde.

Für mich ist Warlichs Geschichte etwas typisches nicht nur unserer Zeit, doch ist man sich dessen heutzutage viel bewusster (und als Philosoph wohl erst recht :-)). Viele leben ihr Leben nicht, sie 'werden gelebt'. Es gibt kein aktives Handeln, sondern nur ein Reagieren und irgendwo im Unbewussten regt sich darüber nach und nach ein Unwohlsein. Man 'rutscht' in bestimmte Verhältnisse, den Job, die Beziehung, zieht zusammen, ist plötzlich Vater, Mutter.... und weiß am Ende nicht, wann man sich eigentlich dafür bewusst entschieden hat. Vielleicht nie... Auch wenn sich das Alles nun eher trist anhören mag, es gibt auch humorvolle Momente in dieser Geschichte.

Sylvester Groth liest das Ganze so, dass man die Trostlosigkeit des Protagonisten gut nachvollziehen kann: etwas kraftlos, mit Energie nur wenn er seine Tagträume zumindest in Worte umsetzt - man sieht Gerhard Warlich wirklich vor sich.

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