Das Labyrinth der Wörter
208 Seiten

Germain, Mitte 40, ist zumindest wissensmäßig betrachtet ein großes Kind geblieben. Vater unbekannt, von der Mutter nicht geliebt und nur als Last betrachtet, mogelte sich der kleine Germain so durch die Schule und glänzte mehr mit seiner Abwesenheit als durch gute Noten. Da auch sein Lehrer keinerlei Interesse zeigte, mehr Zeit als nötig für ihn aufzubringen, verließ er die Schule praktisch als Analphabet und schlägt sich seitdem mit Gelegenheitsjobs durch. Doch was ihm an Kenntnis und Kultur fehlt, macht er durch Herzensbildung wieder wett. Eines Tages lernt er beim Taubenzählen Margueritte kennen, eine hochgebildete und belesene alte Dame, mit der er sich anfreundet und die ihm die Welt der Wörter, der Bücher und des Denkens nahe bringt. Und Germain beginnt, sich eigene Gedanken zu machen...
Und dieses Buch hat man verfilmt? Ich muss gestehen, dass ich mir das nur schwer vorstellen kann, da ein Großteil der doch eher mageren (da häufig nur halbvollen) 220 Seiten die Gedankenwelt des Protagonisten widerspiegelt. Es ist ein leicht und auch schnell zu lesendes Buch, denn die Autorin behält konsequent die Schlichtheit der Sprache Germains bei. Doch genau durch diese Schlichtheit wirken viele der Überlegungen so anrührend, da komplexe Gedanken durch einfache Sachverhalte erklärt werden - wie bei einem Kind, dem noch die Fähigkeiten fehlen, sich auszudrücken: 'Wenn man unkultiviert ist, heisst das nicht, dass man nicht kultivierbar ist. Man muss nur an einen guten Gärtner geraten.' (Und mit Gartensachen kennt sich Germain aus!).
Schöne, gefühlvolle Unterhaltung, die einen vielleicht den Gedanken 'Mensch, ist die/der dumm!' mit etwas mehr Zurückhaltung benutzen lässt.

← alle Einträge von Xirxe