Ein Mann namens Ove
368 Seiten

Die Schweden können nicht nur gute Krimis schreiben, wie man sieht, sondern auch richtig gute Romane ;-)
Der 59jährige Ove Svensson ist ein Griesgram wie er im Buche steht. Seit dem Tod seiner Frau vor einem halben Jahr lebt er mehr schlecht als recht allein und als seine Firma ihn gegen seinen Willen in den Vorruhestand entlässt, beschließt er, dass es nun reicht: Er will sterben. Doch die neu hinzugezogene Nachbarsfamilie, der Trottel Patrick mit seiner aus dem Iran stammenden, hochschwangeren Frau Parvaneh und den beiden kleinen Töchtern, machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Ohne sein Zutun wird Ove plötzlich in Geschehnisse in der Nachbarschaft hineingezogen, die ihn seine Selbstmordpläne immer wieder verschieben lassen.
Ove ist wirklich ein Miesepeter und Pessimist, wie man ihn sich schlimmer kaum vorstellen kann - zumindest auf den ersten Blick. Ordnung und Regeln sind für ihn unter allen Umständen einzuhalten und da er, wie seine verstorbene Frau Sonja erklärte '...aus einer Generation stammt, in der ein Mann noch das war, was er tat, nicht das, was er sagte', findet er sich in der neumodischen Medienwelt, in der der Schein mehr als das Sein zählt, nicht zurecht. Ove ist ein altmodischer Held: Er rettet Menschenleben, packt ungefragt an wo Hilfe benötigt wird und will unter keinen Umständen auch nur die geringste Form der Aufmerksamkeit. Denn für ihn sind es Selbstverständlichkeiten. Ich gebe zu, dass ich mich zu Beginn etwas schwer tat mit dem Protagonisten, denn das Buch wird größtenteils aus seiner Sicht und seiner Stimmlage erzählt, die durchweg etwas ruppig klingt. Doch mit zunehmender Seitenzahl erkennt man Oves weiche Seite und seine Großzügigkeit immer deutlicher und er wuchs mir zusehends mehr ans Herz. Auch weil stets klarer wird, dass seine schroffe Art auf all die Verletzungen zurückzuführen ist, die ihm in der Vergangenheit zugefügt wurden.
Ich habe diesen Helden wirklich lieb gewonnen und werde mit dieser Geschichte wieder daran erinnert ;-) , Menschen nicht gleich nach dem ersten Eindruck zu beurteilen. Meist gibt es so viel mehr zu entdecken.
PS: Nur um es deutlich zu machen: Auch wenn meine Rezension nun so klingen mag, als sei es eher ein nörgeliges Buch, dem ist nicht so. Das Ganze liest sich überaus vergnüglich, da Oves mürrisches Wesen immer wieder auf's Neue von allen nur möglichen Personen ständig unterlaufen wird. Ich fand es ausgesprochen unterhaltsam und amüsant.

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