Das Zimmermadchen
249 Seiten

Carla, 19 Jahre jung, ist das erste Mal in ihrem Leben weg von Zuhause, weit oben im Norden auf der Insel Langeoog, wo sie einen Sommer lang als Zimmermädchen arbeitet. Von diesem Sommer erzählt das Buch bzw. Carla - nicht mehr und auch nicht weniger. Nicht dass irgendetwas Aufregendes oder Spannendes geschieht: Alles Geschehene lässt sich wohl in maximal zwei, drei Sätzen zusammenfassen. Und darüber dann ein ganzes Buch lesen? Lohnt sich das überhaupt?
Oh ja, es lohnt sich wohl. Denn Annegret Held, die Autorin, lässt Carla so überzeugend von ihrem Aufenthalt erzählen, dass man mit ihr lebt und fühlt, als wäre man selbst wieder 19 Jahre jung (zumindest mir ist es zeitweise so ergangen ;-)). Einerseits frech und übermütig, dann wieder verunsichert und ängstlich, ganz wie ein kleines Mädchen. Wie sie voller Unbefangenheit die ankommenden Ärzte des Kongresses auf der Insel taxiert und für belanglos und uninteressant einordnet bis auf den einen, der ihr mit seinen 35 Jahren aber uralt vorkommt ;-) Wie sie mit ihren Kolleginnen einen über den Durst trinkt und sich ihre vornehm-steife, zarte Chefin, das Fräulein Sörensen darüber aufregt ohne jedoch ein Wort zu sagen. Wie sie sich voller Hingabe ihrer Aufgabe widmet, denn diese ist 'doch ihre Eintrittskarte ins Leben', die sich nun verdienen will. Das ist so großartig, dass ich einfach immer weiter lesen wollte. Helds bzw. Claras Schilderungen sind wundervoll klar und deutlich in einer famosen bildhaften Sprache, nehmen kein Blatt vor den Mund und verletzen doch nie das was sie beschreiben.
Wer sich beim Lesen eine stets fortschreitende Handlung erwünscht, eine Entwicklung, vielleicht mit Spannung oder Action, wird an diesem Buch keine große Freude haben. Der Rest aber (so wie ich) dürfte mit Clara einen wirklich schönen und unterhaltsamen Sommer auf Langeoog verleben ;-)

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