Mann am Boden
326 Seiten

Wer Grausamkeiten und Brutalität in geschriebener Form nicht oder nur schlecht ertragen kann, sollte um dieses Buch einen Bogen machen. Denn es ist derart barbarisch und erbarmungslos, dass ich zwischen den einzelnen Teilen jeweils eine Pause einlegen musste. Was mir jedoch nicht einfach fiel, denn die Geschichte ist derart nervenzerreißend erzählt, dass es mir schwerfiel, das Buch aus der Hand zu legen.
Der eigentliche Plot ist nicht unbekannt: Einbrecher dringen in ein Haus ein und drangsalieren die BewohnerInnen auf die schlimmste Art und Weise. Trotzdem schnell klar ist, wer und was dahintersteckt, lässt die Spannung keine Sekunde nach. Denn neben dem beschriebenen Angriff gibt es Rückblicke auf die nahe und ferne (10 Jahre) zurückliegende Vergangenheit des überfallenen Ehepaares Turner, die nicht weniger gewaltsam war als die geschilderte Gegenwart und noch immer einen mehr oder weniger starken Einfluss hat.
Sehr eindringlich sind die von Roger Smith dargestellten Verhältnisse in Südafrika, das Land aus dem die Turners kommen und in dem Gewalt in jeder Form praktisch etwas Alltägliches ist. Und der Autor macht deutlich, dass Gewalt immer wieder zu neuer Gewalt führt und auch über Jahre und Jahrzehnte hinweg ihre Spuren hinterlässt (‚…, die mit einer Grausamkeit geplündert, vergewaltigt und gemordet hatten, die nur vom genetischen Gedächtnis geschürt worden sein konnte.‘). Obwohl Smith keinen Gewaltexzess auslässt, schwelgt er nicht darin, das Entsetzliche noch und noch detaillierter zu beschreiben. Stattdessen wird es vergleichsweise nüchtern dargestellt, wobei aber die Innenansicht Turners hinzukommt, was wesentlich schrecklicher wirkt als jedes zusätzliche Detail.
Fazit: Klasse geschrieben in einer unglaublich bildhaften Sprache und buchstäblich spannend bis zur letzten Seite, doch stellenweise nur schwer zu ertragen. Ein toller Thriller, aber auf keinen Fall für schwache Gemüter 😉

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