Das Feld
256 Seiten

Die Geschichten der Toten des Feldes, des Friedhofes des kleinen Städtchens, sind wie ein Palimpsest. Denn die neuen Toten werden auf den alten begraben ('Man rutscht ab mit der Zeit', S. 99) und erzählen dann ihre Geschichten - und damit so ganz nebenbei auch die Geschichte ihrer Stadt. Sie handeln von den Dramen des Lebens wie auch vom kleinen Glück, das für die Einzelnen nicht selten das große ist. Liebe, Tod, Glück und Tragik liegen nah beieinander, nicht selten auch im selben Haus. Manche stellen sich ihren Lebenslügen, andere halten selbst im Tod noch daran fest - wie die Menschen eben sind. Schön ist die Verbundenheit einiger Figuren, die bei manchen enger (beispielsweise als Paar), bei anderen nur lose besteht. Auf diese Weise erlebt man beim Lesen immer wieder eine unterschiedliche Sicht auf dasselbe Geschehen, was immer wieder faszinierend ist.
Es ist ein Buch, das unglaublich die Phantasie anregt, denn Vieles wird nur angedeutet. Jedoch stets in einem Maße, das ausreicht, um eine Vorstellung zu vermitteln und schon beginnen die eigenen Gedanken eigene Wege zu gehen. Der Postbote - welches Drama spielt sich bei ihm daheim ab? Mit wem sitzt die Witwe auf der Terrasse? Was war Buxters letzte Tat? Es gibt mehr Fragen als Antworten, aber das macht auch den Reiz dieses Buches aus.
Doch mit einer Sache haderte ich: Der Tonfall war für alle Toten annähernd gleich. Ob ein Kind oder eine alte Frau erzählen - die Unterschiede sind marginal und fallen kaum ins Gewicht. So wird es schwer, die einzelnen Stimmen als Person im Gedächtnis zu behalten, es sind die Geschichten, die sich einem einprägen müssen.
Dennoch eine schöne Lektüre mit viel Raum für die eigene Phantasie.

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