Töchter
240 Seiten

Was an diesem Buch 'Zum Brüllen komisch' (Spiegel online) ist bzw. einem 'Lachtränen in die Augen treiben konnte' (Denis Scheck), ist mir trotz konzentriertem Lesen nicht aufgefallen. Ja, ganz sicher gibt es immer wieder Gründe zum Grinsen und sich amüsieren, aber lauthals lachen? Mir blieb das eher im Halse stecken.
Zwei Frauen Anfang 40, Betty, die Icherzählerin und Martha, ihre beste Freundin, machen sich auf eine Reise, um Marthas Vater sterben zu lassen. Er ist todkrank und möchte in der Schweiz Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Doch unterwegs stellt sich heraus, dass er ihnen nicht alles erzählt hat und so gibt es eine Änderung im Reiseplan.
Betty ist von ihrem Leben desillusioniert und lebt eigentlich nur, weil sie nicht sterben möchte. Doch immer wieder gibt es Momente, die sie als lohnenswert empfindet und so erzählt sie die Geschichte nicht in einem jammervollen, klagenden Tonfall, sondern hat sich ihren ganz eigenen Humor bewahrt, der sie vermutlich davor schützt, in ein allzu tiefes schwarzes Loch zu fallen. Und damit den Leserinnen und Lesern tieftraurige Einsichten präsentiert, die häufig ungewohnt amüsant daherkommen. Beispielsweise Kurts Rechtfertigung der Lüge: "Zum Sterben fährst du mich, aber zum Lieben hättest du mich niemals gefahren!". Oder als Betty allein unterwegs ist: "Hier allein zu sein, war unmöglich. Mich machte diese Präsenz zunehmend nervös, ich verschwand hier nicht, ich schlug ein wie eine Bombe. Niemand wollte Leute um sich wissen, wenn er versuchte, sich selbst zu finden."
Trotz der vielen humorvollen Szenen und absurden Wendungen, die dieses Buch hat, ist es im Grunde genommen eine Geschichte um eine, wenn nicht sogar zwei unglaublich traurige Frauen. Während die Eine versucht, noch ein Glück zu finden, hat die Andere schon längst resigniert. Obwohl - ein kleiner Funken Hoffnung scheint noch zu glimmen.
Viele schöne, kluge, aber traurige Sätze - und Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

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