Wintergäste
415 Seiten

Gerade mal viereinhalb Tage umfasst dieses Buch, doch in dieser kurzen Zeit lernt man die Mitglieder der Familie Boysen recht genau kennen. Und erfährt vielleicht mehr über sie, als sie selbst voneinander wissen.
Der Anlass für ihr Zusammentreffen im Haus Tide ist eigentlich ein trauriger, der sich letztenendes aber als amüsant herausstellt. Mutter Inge wird von ihrer Schwiegertochter Kerrin für tot gehalten und so informiert sie umgehend die drei Geschwister ihres Mannes Enno, die bis auf Sohn Boy sofort anreisen. Selbst Kerrins und Ennos Adoptivtochter Inka fliegt aus ihrem Auslandsaufenthalt in St. Petersburg zurück, wenn auch widerwillig (glücklicherweise passt der Anlass zu ihrer neu entdeckten Liebe zum Gothic Style ;-)). Doch es ist ein Fehlalarm - glücklicherweise. Mutter Inge schlägt wieder die Augen auf und freut sich, als sie fast all ihre Lieben, wenn auch verspätet, doch noch zu Weihnachten um sich hat. Doch die Freude währt nicht allzu lange. So gut wie alle tragen ihr mehr oder weniger großes Problempäckchen mit sich, die durch den durch einen Schneesturm zwangsweise verlängerten Aufenthalt nach und nach 'ausgepackt' werden.
Grundtenor des Buches scheint das nicht gelebte Leben zu sein; Wünsche und Träume, die zugunsten Anderer zurückgestellt oder schlicht als nicht realisierbar abgehakt wurden. Doch irgendwann holen sie einen ein und nun ist es wohl so weit. Allzu viel Handlung sollte man nicht erwarten, der Großteil der Geschichte spielt sich entweder in inneren Selbstgesprächen oder Dialogen ab, ausser der Zeit treibt nichts die Handlung voran. Ich empfand dies nicht als Nachteil, da zumindest zu Beginn vieles sehr humorvoll geschildert wurde und die Familienmitglieder mit liebenswerten Schrulligkeiten aufwarten. Doch der Humor lässt leiderleider nach und die Probleme der einzelnen Personen nehmen überhand, sodass für mein Empfinden zunehmend die Glaubwürdigkeit der Handelnden darunter zu leiden begann. Zwar versöhnte mich der Schluss (der nur vorübergehend sein soll ;-)) des Ganzen, doch so richtig begeistern konnte mich die Familie nicht mehr.
Alles in allem eine durchwachsene Lektüre mit durchaus schönen Momenten, die hoffen lassen, dass der zweite Teil sich in manchen Dingen etwas zurücknimmt - manchmal ist weniger mehr ;-)