Wassermusik
711 Seiten

Mungo Park, der große Afrikareisende, der unbedingt den Verlauf des Nigers erkunden wollte, ist die Hauptperson in diesem historischen Abenteuerroman. Daneben sind Ned Rise, ein schlitzohriger Überlebenskünstler aus London, der immer wieder aufs Neue um seine Existenz kämpft und Ailie, die künftige Frau Mungo Parks, die beiden anderen Protagonisten in diesem Buch. Erzählt werden immer wieder abwechselnd aller drei Leben, beginnend zum Zeitpunkt der ersten Afrikareise Parks.
Boyle hält sich an das Grundgerüst der Informationen, die hauptsächlich durch Mungo Parks eigenes Buch 'Travels in the Interior of Africa' bekannt wurden. Darüber hinaus aber lässt er seiner Phantasie freien Lauf, was diesen Reisebericht zu einer opulenten und außergewöhnlich fesselnden Leküre macht. Boyles schreibt unglaublich bildhaft, sodass man nicht nur Afrikas Gerüche, Städte und Wildnis vor Augen hat, sondern ebenso das dreckige, verwahrloste London der damaligen Zeit. Ein kleines Beispiel: "...Da kommen abrupte Abhänge, Hügel und Täler, Grate und Rinnen, Ciboa-Haine sind dunkle Flecken in den Tälern, und mächtige Tabbas, mit Stämmen so dick wie Big Ben, wachen still auf den Gipfeln. Unter ihren Füßen welkes Guineagras und Ginstergestrüpp voller Kletten und Dornen. Überall lauern Schlangen, Skorpione, Spinnen so groß wie Omelettes...". Boyle übertreibt und dramatisiert, aber es passt zu dieser Zeit und diesen Geschehnissen, wo wohl vieles ins Extreme abglitt.
Wer phantasievolle, ausufernde Literatur liebt, wird mit diesem Buch sicherlich viel Freude haben. AbenteuerliebhaberInnen, die lieber realitätsgetreue Lektüren mögen, sind vermutlich nicht so begeistert.