Timm Thaler oder das verkaufte Lachen
255 Seiten

War eine schöne Lektüre während ich selber auf dem Flur des Kindergartens saß. Timm Thaler kann einem mit seinem einehmenden Lachen nur sympathisch sein, ebenso die hanseatische Weltgewandheit, die den Roman durchzieht. Und so begleitet man ihn mit fiebernd durch alle Höhen und Tiefen. Vor allem die bodenständigen Charaktere wie Timms Vater, Steuermann Johnny und Kreshimir gefielen mir am meisten. Interessant, dass der Autor zum Ende der Geschichte den beiden letzten das Unternehmertum schenkt und diese dennoch ihrer Arbeit wie gehabt nachgehen wollen. Die ökonomischen Beschreibungen erschienen mir teils recht treffend und viel sagend. Besonders die dargestellte Vorgehensweise zur Markteinführung der Markenmagerine machten, das Wesen des Kapitalismus als kriegerischen Krisenzustand deutlich. Auch die Erwähnung der unterstützten Dikatoren und Armeen in Südamerika schneidet ganz nebenbei die Herrschaftsmechanismen eines Kapitalismus an, der sich in der Systemkonkurrenz - der Roman ist eben auch Kind seiner Zeit - global durchzusetzen versucht. Insgesamt viel mir die Kritik an den ökonomischen und gesellschaftlichen Verhältnissen aber zu moralisch aus und ausgerechnet der einzige systemische Antagonist wurde als ausgewiesener Moralist dargestellt. Empfehlenswerte Lektüre.