Schuhhaus Pallas

Völlig überraschend erfährt Amelie Fried, dass Mitglieder der Familie ihres Vaters während des III. Reiches im KZ umgekommen sind. Da ihr Vater bereits verstorben ist, macht sie sich auf die Suche nach weiteren Informationen. Bei ihren Recherchen trifft sie auf Verwandte, die sie bisher nur vom Hörensagen kannte und muss feststellen, dass sie über das Leben ihres Vaters wie auch seiner Familie im III. Reich kaum etwas wusste. Stück für Stück arbeitet sie sich voran, spricht mit noch lebenden Zeitzeugen, fordert Auskünfte ein von staatlichen Stellen, und nach und nach erhält sie ein Bild davon, was ihre Verwandten damals erleiden mussten.
Es ist kein Roman oder keine Biographie im herkömmlichen Sinne. Amelie Fried schildert recht detailliert, wie sie sich um Informationen bemühte und diese erlangte und präsentiert sie dann größtenteils im Originalton, immer im direkten Bezug zu ihrer Familie. Zeitungsartikel, amtliche Verlautbarungen, Rechtsanwaltsschreiben - es ist mehr eine Dokumentation als eine erzählte Historie. Obwohl dieser Teil der deutschen Geschichte sicherlich kaum jemandem unbekannt ist, bleibt der Bericht spannend und vor allem berührend. Denn man erlebt unmittelbar mit, wie aus unpersönlichen Vorgängen plötzlich Menschen aus Fleisch und Blut werden. Die Autorin trägt ihr Buch selbst vor und man glaubt zu spüren, wie nahe ihr das Ganze ging und vermutlich noch geht.
Wer eine durchgängige Familienchronik hören möchte, dürfte enttäuscht werden von diesem Hörbuch. Alle anderen werden jedoch miterleben, wie aus dürren Zahlen, Akten u.ä. eine wahre Familiengeschichte entsteht - ein Stück Zeitgeschichte.