Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein
288 Seiten

Um ehrlich zu sein, bin ich schon etwas erstaunt über die vielen schlechten Kritiken zu diesem Buch anderswo. Klar, es ist kein Krimi im herkömmlichen Sinn, denn Ermittlungsarbeit findet kaum statt, da es zum Leidwesen der Polizei nur wenig zu ermitteln gibt. Ein kleiner Junge ertrinkt in einem See und nichts deutet auf ein Gewaltverbrechen hin. Auch als bei der Obduktion eine Unstimmigkeit auftaucht, kann diese von der Mutter sofort einleuchtend erklärt werden - mehr oder weniger zum Bedauern Hauptkommissar Sejers, denn seine Intuition sagt ihm, dass etwas nicht stimmt. Doch ohne Beweise und Zeugen sind weitere Ermittlungen -gelinde gesagt- schwierig und Sejers fügt sich in sein Schicksal.
Das Buch konzentriert sich in erster Linie auf das Innenleben der beiden Hauptfiguren, die Eltern des kleinen Jungen. Während der Vater vor Kummer fast umkommt, scheint die Mutter ihr bisheriges Leben unbekümmert fortzuführen. Auch wenn die Verdachtslage klar erscheint, es gibt keinerlei Beweise für ein Verbrechen und so schwankt man beim Lesen bis zum Ende ständig hin und her: War's nun ein Unglück? Oder doch nicht? Auch der Kommissar ist hin- und hergerissen und diese Unsicherheit wird bis zum Schluss bemerkenswert gut aufrechterhalten. Lediglich das Ende war, nun ja, doch sehr vom Zufall dominiert. Natürlich darf die Polizei auch mal Glück haben um an die Wahrheit zu gelangen ;-) aber sooo?
Ein ruhiger, eher verhaltener Krimi ohne Blutvergießen und Gewaltexzesse, der fast schon als Psychogramm daherkommt - mir hat's gefallen.