Mittwinternacht
605 Seiten

Merrily Watkins, Pfarrerin von Ledwardine, wird vom Bischof als erste Frau zur Exorzistin ernannt, mit dem neuen Titel 'Beraterin für spirituelle Grenzfragen'. Denn Michael Hunter, recht frisch in seinem Amt als Bischof und dazu ungewöhnlich jung, frei von jeglicher Spiritualität, sieht diese Aufgabe eher als Dienstleistung im beratenden Bereich an mit größtmöglicher Offenheit nach außen. Ganz im Gegensatz zu Merrilys Vorgänger, der, zwar krank, aber noch amtierende Dobbs, der seine Aufgaben möglichst im Verborgenen erfüllte. Merrily erkennt bald, dass sie sich zwischen zwei gegnerischen Auffassungen befindet: Der des Bischof, dem jegliche Form von Exorzismus völlig fremd und zuwider ist. Und der ihres Vorgängers, einem überzeugten Exorzisten, dessen Einstellung auch von vielen anderen Mitgliedern der Kirchenhierarchie geteilt wird. Noch nicht richtig im Amt wird Merrily mit Geschehnissen konfrontiert, die sie daran zweifeln lassen, ob die Auffassung ihres Vorgesetzten die richtige ist...

Mittwinternacht ist ganz klar ein Mystery-Krimi. Es geht um Visionen, Satanisten, das Böse an sich undundund. Doch Rickman behandelt all die aussergewöhnlichen Ereignisse erst intensiv unter rationalen Aspekten und Gesichtspunkten, sodass am Ende die übernatürlichen Erklärungen beinahe wie selbstverständlich als Einzige noch in Frage kommen und somit auch (Noch)Nicht-Mystery-Fans ihren Spass beim Lesen haben werden. Neber der eigentlichen Krimihandlung stellt Rickman auch ein stimmiges Bild der aktuellen Situation der Kirchen dar: die Konkurrenz durch Esoterik, der Zweifel insbesondere der jungen Leute am Sinn der Kirche und ihren Ritualen, die Sinnsuche der Menschen die die Kirche nicht unterstützt usw.

Das Ganze liest sich gut und flüssig weg, lediglich die Handlung bleibt recht vorhersehbar und stellenweise wenig überraschend, so dass es über einen, wenn auch soliden, Durchschnittskrimi nicht hinauskommt.