Franziskus unter Wölfen: Der Papst und seine Feinde
288 Seiten

Seit Franziskus Papst ist, sind Dinge geschehen, die sich viele Menschen, Gläubige wie Nichtgläubige, wohl nicht einmal im Traume hätten vorstellen können. Worte wie Mitgefühl, Empathie, Demut, Verständnis und vor allem Liebe sind die wohl kennzeichnenden Begriffe Franziskus', die er nicht nur benutzt, sondern auch vor den Augen der Welt mit voller Überzeugung lebt.
Marco Politi beschreibt in seinem Buch detailliert, wie der Papst, dem der Titel 'Bischof von Rom' wesentlich besser gefällt, mit seiner ganzen Kraft versucht, die oben genannten Werte in seiner Kirche wieder an die erste Stelle zu setzen. Es widert ihn regelrecht an, wie Viele versuchen, sich an ihr Prestige und ihre Macht zu klammern, als sei dies ihnen von Gott gegeben. Und wie diese davon überzeugt sind, die katholische Kirche sei nur durch Gehorsam und Unterwerfung zu führen. Für Franziskus hingegen ist es ein Miteinander auf allen Ebenen mit dem Ziel, den Menschen zur Seite zu stehen, unabhänigig davon welchen Glaubens sie sind.
Für den großen Teil der derzeit herrschenden Nomenklatura ist dies natürlich ein Affront ersten Ranges. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass Franziskus durch die 'normalen' Menschen mehr Unterstützung und Zustimmung erfährt als aus den eigenen kirchlichen Reihen, die befürchten, ihrer Privilegien beraubt zu werden. So wird versucht mit Gerüchten, aber auch völlig offen Franziskus' Status zu demontieren, ihn der Unfähigkeit zu bezichtigen. Bisher glücklicherweise noch ohne viel Erfolg.
Das Buch beschreibt die verschiedenen Bereiche, die der Papst sich zu ändern vorgenommen hat. Finanzielle Transaktionen, Stellung der Frauen in der Kirche, resolute Abgrenzung zur Mafia, Aufgaben der Kurie - das ist nur ein Teil seines großen Aufgabengebietes. Der Autor belegt mit 349 Fußnoten die Echtheit seiner Aussagen und so war ich beim Lesen nur noch am Kopfschütteln über das bisherige Gebaren der katholischen Würdenträger. Gut, es war schon Einiges bekannt, aber was sich hier noch auftut ... Was all dies noch mit dem Christentum zu tun haben soll, ist wohl das Geheimnis der römischen Kurie.
Franziskus' Aufgabe ist eine riesige und es ist bewunderungswürdig, mit welcher Kraft und welchem Optimismus er daran geht, sie zu bewältigen. Es ist wohl sein Glaube, der ihn so beflügelt. Und den er in einer Art und Weise lebt, dass man auch als Nichtgläubige/r das Christentum in einer anderen Art und Weise zu betrachten beginnt.