Die fliegenden Trautmans
255 Seiten

Min, Mutter der 11jährigen Thebes und des 15jährigen Logan, bezaubernd und impulsiv, aber auch selbstzerstörerisch bis zum Selbstmord, wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Nach einem Notruf Thebes kommt Mins jüngere Schwester Hattie aus Paris zurück, um sich um die drei zu kümmern. Als ihr klar wird, dass Mins Aufenthalt im Krankenhaus länger dauern wird, weiß sie sich keinen anderen Rat mehr und macht sich gemeinsam mit den Kindern auf die Suche nach deren Vater quer durch die USA.
Hattie versucht während dieser Reise ihrer Aufgabe als 'Vertretung Mins' gerecht zu werden, doch zusätzlich zu ihrem eigenen Liebeskummer bringen sie die liebenswert altkluge, schräge Thebes und der pubertierende Logan an den Rand ihrer Belastungsfähigkeit. Während die Beiden auf ihre Weise versuchen, mit der Krankheit ihrer Mutter (depressive Schübe, emotionale Instabilität) klar zu kommen, durchdenkt Hattie ihre Zeit mit Min: ihre Schwermut, die wiederholten Selbstmordversuche, ihre Lebensunlust - und dann auch wieder das genaue Gegenteil, deren überschäumende Fröhlichkeit, ihre große Liebe zu ihrer kleinen Schwester. Mit jeder Meile, die die drei (manchmal auch vier und irgendwann auch mit Hund) zurücklegen, wird ihr klar, wie wichtig ihr Min und ihre Kinder sind.
Die ganze Geschichte dieser Reise wird im Rückblick von Hattie erzählt. Und in einem so wunderbaren Stil, dass man ihre Furcht vor der Verantwortung für diese 'Familie' ebenso nachvollziehen kann wie die große Liebe, die sie für sie empfindet. Auch Thebes und Logan sind überaus lebendig beschrieben: die Angst um ihre Mutter und die Art und Weise, wie sie damit umgehen ebenso wie die ungeheuere Liebe zu ihr. Insbesondere Thebes erschien schon nach kurzer Zeit vor meinem inneren Auge mit ihrem lila verfilzten Haar und königsblauen Frotteeanzug.
Wunderschön mit viel Gefühl, aber nie kitschig!