Blaue Blumen
219 Seiten

Eine Unbekannte, genannt A., schreibt intensive, sehr gefühlvolle Briefe an ihren ehemaligen Geliebten. Doch diese gelangen in die Hände von Marco, der mittlerweile in dessen Wohnung lebt. Statt die Zeilen an den richtigen Adressaten weiterzuleiten, liest er sie selbst und fühlt sich von der Schreiberin immer stärker angezogen.
Wer sich von diesen Zeilen wie auch dem Umschlagtext und dem Cover des Buches nun eine romantische Liebesgeschichte verspricht, wird böse enttäuscht werden. Die Handlung bleibt bescheiden, doch dafür liefert die Briefeschreiberin eine extrem detaillierte, introspektive Analyse des Geschehenen, das scheinbar zur Trennung führte. Wieder und wieder führt sie das Erlebte auf's Neue aus - um so den Verlorenen zurückzugewinnen?
Was die Unbekannte im Übermaß zu besitzen scheint, fehlt Marco hingegen fast völlig. Seiner Ex-Frau und seiner dreijährigen Tochter scheint er nur Gleichgültigkeit entgegenzubringen, wenn nicht sogar Abneigung. Auch seiner aktuellen Freundin steht er eher unbeteiligt gegenüber ebenso wie dem Rest seines Lebens. Doch die Briefe lösen in ihm etwas aus, was sein Denken und Verhalten wandelt. Immer stärker ergreift die Unbekannte Besitz von seinen Gedanken und beginnt, sein Leben zu verändern. Und wie bei ihr stehen zusehends die Gedanken Marcos im Mittelpunkt des Erzählten, weniger das äußere Erleben.
Es liest sich nicht ganz leicht, insbesondere gleich zu Beginn die Briefe. Doch je mehr ich mich auf das Buch eingelassen habe, wurde ich von dieser intensiven Art des Geschriebenen gefangen genommen. Obwohl mir dieses Empfinden von A. fern liegt, kam sie mir recht nahe und ich habe mit ihr und ihrem Schmerz und ihren Zweifeln mitgelitten. Ein außergewöhnliches, ein ungewöhnliches Buch, nichts für zwischendurch!