Verkopfte, verstaubte, zähe Selbstbeweihräucherung Hochhuths, dem es inmitten all seiner philosophischen und literarischen Exkurse nicht gelingt, Turing als Mensch oder literarischer Figur Leben einzuhauchen. Allein die Beschreibung der Schrullen des Mathematikers gelingt, ansonsten schwelgt das Buch in romantischen Ausflüchten der tragisch verliebten, weiblichen (fiktiven) Hauptperson und gönnerhaften Bewertungen von Turings Homosexualität - wenn ich noch einmal lesen muss, wie tragisch es für ihn war, keine Kinder zeugen zu können, und dass er sich deshalb das Leben nahm, werde ich schreien. Man merkt dem Buch (Neuauflage 2015) seine 28 Jahre an, und hier zeigt sich, dass manche Bücher nicht unbedingt neu aufgelegt werden sollten, nur weil das Thema gerade hochaktuell ist.