Bücherregal lädt …

Leßmanns autobiografisches Erstlingswerk glänzt mit zahlreichen pointierten Beobachtungen und Wortwitz. Die Beschreibungen seiner Großeltern und anderer Familienmitglieder erinnern dabei an die liebevoll-skurrilen Schilderungen von Joachim Meyerhoff. Ich musste einige Male laut lachen. Wer Lust auf Familienanekdoten und exzentrische Charaktere hat, ist hier genau richtig.

Dank einem kurzen „Was bisher geschah“ und Personenregister hatte ich kaum Anlaufschwierigkeiten, um mich wieder in die Tintenwelt einzufinden. Die Handlung fühlt sich nicht so groß und eher wie ein Epilog zur Trilogie an, aber dennoch wurde es phasenweise sehr spannend. Die Charaktere und Funkes Schreibstil, der diese zum Leben erweckt, haben mir mal wieder sehr gut gefallen. Ein kurzweiliges Abenteuer in einer vertrauten Welt mit liebgewonnenen Figuren - kann man machen.

↑ 2024
2023 ↓

Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser wird es. Es geht unter anderem um patriarchale Strukturen, Machterhalt um jeden Preis und um die Angst vor dem Fremden, das als Sündenbock für gesellschaftliche Missstände hinhalten muss. Diese hochaktuelle Gesellschaftskritik erzählt Wolf anhand der mythologischen Figur der Medea. Die Lektüre hat mich im Nachgang noch sehr beschäftigt, was auch am guten Kommentarteil lag, der einige Hintergründe erklärt und den Text in einen größeren Zusammenhang eingeordnet hat.

Der zweite Gedichtband hat mich wie schon der erste immer wieder intensiv berührt und mitgenommen. Rupi Kaur nimmt uns mit auf eine Reise durch alle Höhen und Tiefen ihres Lebens. Diese persönliche Sicht auf die Dinge weckt Gefühle und Gedanken, die Dank ihrer Ehrlichkeit gleichzeitig universell gültig und wichtig sind.

Ein Sammelband voller Briefe von, an und über die vielfältigen Menschen, die in Deutschland leben, lieben, lernen, die dem strukturellen Rassismus und Sexismus ausgesetzt sind, die gegen ihn ankämpfen, in der Hoffnung und auf der Suche nach einer offeneren, schöneren und stärkeren Gemeinschaft... mir hat das Buch sehr gefallen und ich kann es wärmstens weiterempfehlen. Sehr spannende und abwechslungsreiche Perspektiven und Gedanken!

Ein wichtiges und kluges Plädoyer gegen Hass und für eine offene Gesellschaft, das aktueller ist denn je. Das Buch ist wie eine intellektuelle Umarmung, die auch ein bisschen Mut macht, dass ein anderes, besseres Miteinander möglich wäre. Danke für die Hoffnung!

Früher habe ich Tim Urban sehr für seine Deep-Dives zu verschiedenen Themen geschätzt (Künstliche Intelligenz z. B.). Das erste Drittel dieses Buchs fand ich auch sehr interessant, weil er dort viele Konzepte einführt und mit gewohnt lustigen, informativen Zeichnungen erklärt. Die übrigen zwei Drittel sind dann leider ein sehr anekdotisch aufgebauter Rant über Wokeness, Gender Studies und Social Justice Bewegungen, die ihm persönlich zu weit gehen... Aus seiner akademischen, wohlhabenden Sicht mögen das die größten Probleme unserer Zeit sein, ich denke aber, dass er viele tatsächliche Probleme, die Gesellschaften haben (z. B. Armut, fehlende Bildung, schwache Gesundheitssysteme, Umgang mit dem Klimawandel, etc...), einfach ausblendet, um sich stattdessen stundenlang darüber aufzuregen, was man heute alles nicht mehr sagen darf, was früher noch okay war... naja. Zwei Sterne dafür, dass das erste Drittel interessant und informativ war. Den Rest hätte man sich in dieser ausufernden Form definitiv sparen können. Achso und was ist jetzt sein genialer Lösungsvorschlag nach knapp 750 Seiten, wie wir unsere gesellschaftlichen Probleme lösen können? - Besser und vernünftiger miteinander reden und offen für andere Meinungen sein. Wow, das ist ja geradezu revolutionär...

Ich hab einiges aus dem Buch mitgenommen, gelernt und neue Gedankenanstöße bekommen. Zudem mochte ich den direkten, ehrlichen, persönlichen Schreibstil und den Wechsel zwischen philosophisch-theoretischen Passagen sowie lebensnahen Alltagsbeispielen.

"In Bracken ist man unter Leuten. Da kann man sich nicht mehr so leicht über die Menschen erheben. Wirst dich dran gewöhnen müssen."

Eine unterhaltsame, aber anfangs auch sehr anstrengende/teils angestrengte Lektüre, die mich letztendlich aber doch sehr nachdenklich gemacht hat, weil sie für mich ungewöhnliche Blickwinkel eingenommen hat und scheinbar unversöhnliche Gegensätze und Weltsichten miteinander konfrontiert hat. Dazu ein weiteres Zitat, das bei mir hängen geblieben ist:

"Sie weiß selbst nicht einmal, ob es stimmt, dass die meisten Rechten nicht gesprächsbereit sind. Weil sie selbst nicht gesprächsbereit ist."

Es geht aus meiner Sicht aber nicht um eine Verharmlosung oder Relativierung von Schrecklichem wie etwa rechtsradikalen Verbrechen, sondern um das Aushalten und Verstehen von Unterschieden – ohne dem anderen gleich gänzlich die Menschlichkeit abzusprechen, nur weil seine Meinung nicht der eigenen entspricht.

Ich war am Ende sehr bewegt von diesem tollen Buch. Sprachlich ist es wahnsinnig direkt und eine echte Wucht. Ich fand es spannend wie sich der Wandel der Charaktere auch in der Sprache niedergeschlagen hat. Das fand ich sehr passend, dynamisch und fesselnd. Liss und Sally haben mich als Charaktere richtig mitgerissen, auch wenn sie mir einige Rätsel aufgegeben haben, die sich erst nach und nach ergründen ließen. Ein Lesegenuss, den ich nur weiterempfehlen kann.

Ein eindrucksvoller Tatsachenbericht, der mich viel zum Nachdenken angeregt hat: über Zufall/Schicksal, Armut, Gewalt, Indien, Gerechtigkeit, Familie, Beharrlichkeit, Hingabe… zwischen den Zeilen ist da wirklich einiges los. Ich bin sehr bewegt.

Ein wilder Ritt durch Hesses Gedankenwelt, seine Ansichten und Meinungen... was er mit Sprache machen konnte, begeistert mich einfach immer und immer wieder aufs Neue.

Anfangs war ich skeptisch und hatte white saviourism befürchtet. Doch die Freundschaft zwischen den beiden und wie liebevoll die Autorin sie beschreibt, hat mich dann doch sehr berührt und bewegt. Eine schöne Geschichte mit einer guten Botschaft!

Ich fand es sehr spannend und interessant mehr über die Entstehungszeit und die ideologischen Hintergründe der Sowjetunion zu lernen. Vieles über Lenin und vor allem Stalin und sein Terrorregime war mir nicht klar. Auch die zahlreichen inneren Konflikte, Bürgerkriege, Hungersnöte, Umsiedelungen und Verschleppungen von ganzen Bevölkerungsgruppen waren mir nicht bekannt. Das Buch hat mir doch einiges an Grundlagen- und Hintergrundwissen vermittelt. Das Leseerlebnis an sich war nur manchmal etwas zäh, weil es einen sprachlich jetzt nicht unbedingt fesselt.

In seine persönliche Geschichte der Abstinenz mischt Schreiber Gesellschaftskritik und wissenschaftliche Erkenntnisse hinein. Heraus kommt ein sehr interessanter Essay, der viele Aspekte des Alkoholkonsums und des nüchternen Lebens abdeckt und der den Versuch unternimmt, die Krankheit Alkoholismus vom Stigma zu befreien, das ihr noch immer anheftet. Lesenswert!