- Hinter dem
- Zeitenspiegel
- Miya T. Beck
- Knesebeck
- Kinderbuch
- Jugendbuch
- Fantasy
- Japan
- Gedichte
- Wettbewerb
- Fluch
- Freunde
Yuki ist unglücklich. Seit ihr Vater gestorben und sie mit ihrer Mutter und deren neuem Freund nach Santa Dolores umgezogen ist, scheint alles den Bach runterzugehen. Ihr bester Freund Julio schreibt ihr kaum noch und in der Schule läuft auch alles schlecht. Als sie wegen eines Aufsatzes ins Rising Sun Emporium gerät, zeigt ihr die Besitzerin einen besonderen Spiegel, der der Schriftstellerin Sei Shōnagon gehört haben soll. Alle hundert Jahre soll er einen Weg ins alte Japan öffnen. Als dies tatsächlich geschieht, kann Yuki nicht widerstehen und verschwindet im Spiegel. Dort trifft sie nicht nur Sei Shōnagon, sondern muss sich auch in einem Gedichtwettbewerb behaupten …
Dieses Buch erzählt ein unterhaltsames Abenteuer, das sich gut für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren eignet. Am besten gefielen mir dabei definitiv die Gedichtwettbewerbe; sie waren nicht nur ausgesprochen spannend beschrieben, sondern enthielten tatsächlich sehr schöne Gedichte. Zusätzlich gab es auch ein paar Rätsel und Witze, die mir überraschend gut gefallen haben und sich gut in die Handlung einfügten.
Die japanische Kultur wird recht akkurat porträtiert, auch wenn es aufgrund der Tatsache, dass es sich nicht um die Vergangenheit, sondern eine andere Welt handelt, ein paar Freiheiten bezüglich der auftretenden Personen gibt. Besonders möchte ich allerdings die Personen, die hier auftauchen, loben; Izumi und Nobu, die schnell zu Yukis Freunden werden, waren dabei meine persönlichen Lieblinge.
Dafür hätte ich mir gerne mehr Screentime für die Charaktere der Gegenwart gewünscht, weil sie zwar lange genug auftauchen, um einen Eindruck zu hinterlassen, aber bei weitem nicht so lange wie die Charaktere der Vergangenheit. Als Protagonistin denkt Yuki leider nicht so oft wie gewünscht an die Menschen, die sie verlassen hat, unter der Annahme, dass sie sie nicht vermissen würden. Yuki selbst wuchs mir im Lauf der Handlung zwar ans Herz, aber ich fand es trotzdem traurig, dass sie ihre Welt so bereitwillig verlassen hat.
Was eher für ein Kinder- als für ein Jugendbuch spricht, ist die Tatsache, dass der Weltübergang überhaupt nicht infrage gestellt wird. Yuki akzeptiert bereitwillig die Magie dahinter und ihre neue Rolle im antiken Japan, ohne dass ihr Weltbild dabei erschüttert wird. Das hat mich persönlich zwar nicht gestört, aber wie gesagt spricht diese Tatsache eher für ein jüngeres Publikum.
Beim Ende bin ich ein wenig zwiegespalten: Einerseits fand ich das Ende für die Gegenwart wunderbar und sehr zufriedenstellend, andererseits hat mir dafür in der Vergangenheit ein finaler Abschluss gefehlt. Dadurch, dass Yuki am Ende wieder in der Gegenwart ist, bekommen wir nicht mit, was genau nach ihrer Abreise geschah, was ich sehr schade fand. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Yuki noch länger in der Vergangenheit geblieben wäre, um sie zu einem guten Ende zu führen, bevor sie wieder zurückgekehrt wäre.
Insgesamt also ein unterhaltsamer Abenteuerroman für Fantasy- und Japan-Fans, das zwar seine Schwächen hat – aber definitiv auch seine Stärken.
- Wo geht das Licht
- hin
- wenn der Tag
- vergangen ist
- Nadine Olonetzky
- Fischer
- Familiengeschichte
- Familienroman
- Nazizeit
- Flucht
- Judentum
- Konzentrationslager
- Fragen
- Gedanken
- Gefühle
- Menschen
Nadine Olonetzky hat viele Jahre kaum etwas über ihre Familiengeschichte gewusst. Mit fünfzehn hat ihr Vater ihr einen Teil erzählt, doch selbst damals erhielt sie nicht einmal die Hälfte der Informationen, die ihr Vater tatsächlich wusste. Erst Jahrzehnte später kommen ihr zahlreiche Akten in die Hände, mit denen sie ihre Familiengeschichte, zusammen mit der Erzählung ihres Vaters, teils rekonstruieren kann. Am Ende bleiben immer noch mehr Fragen als Antworten übrig – und auf beides geht sie in dieser Familiengeschichte ein.
Ich brauchte eine Weile, um mich an den Schreibstil zu gewöhnen, weil die Geschichte von Nadine Olonetzkys Familie nicht als Roman geschrieben ist, sondern eher Tagebucheinträgen ähnelt, in denen sie darüber nachdenkt, was sie alles herausgefunden hat – und was sie nie herausfinden wird. Im ersten Teil erzählt sie die Geschichte ihres Großvaters Moritz, von dem sie nie wissen wird, wann genau er gestorben ist, während im zweiten Teil die Geschichte ihres Vaters Benjamin und dessen Flucht in die Schweiz beschrieben wird.
Ein wichtiger Teil dieser Erzählungen sind die Fragen, die sich Nadine Olonetzky zu ihnen stellt. Sie fragt sich, was ihre Familien und die Menschen im Allgemeinen damals gedacht, gefühlt und getan haben, von Nebensächlichkeiten wie den Freizeitaktivitäten während der Gefangenschaft bis zu den möglichen Toden von Freunde und Familie, die zu verschiedenen Zeitpunkten passiert sein könnten. Was hierbei sehr interessant ist, ist, dass die Autorin ihre Fragen oft als Möglichkeit, fast schon Annahme formuliert: „Was packte er ein? […] Wie verbrachte er die Tage? Stand er vielleicht oft ratlos mitten im Zimmer und schaute um sich? War er manchmal gelähmt vor Angst, unfähig, etwas zu entscheiden? Oder packte ihn auch ohnmächtige Wut?“ In diesem Stil stellt Nadine Olonetzky weitere Fragen zu allen möglichen Menschen, Gegenständen und Orten, was ich persönlich sehr gut fand, weil es einen selbst zum Nachdenken angeregt hat – und betonte, wie viel es gibt, das man nie wissen wird. Es war für mich ein faszinierendes Leseerlebnis, wobei ich mir aber zugegeben nicht sicher bin, ob dieser Stil jedem Leser und jeder Leserin zusagen wird.
Denn im Schreibstil gab es noch etwas Anderes, was mich persönlich eher irritierte: Regelmäßige Einschübe, in denen die Autorin ihren Garten über die Jahre und Jahreszeiten hinweg beschreibt und dabei eine sehr blumige Sprache verwendet. Die Beschreibungen selbst waren durchaus gut, aber ich habe den Zusammenhang zum Erzählten nie verstanden, bin mir noch nicht einmal sicher, ob es einen gibt. Vielleicht sollen diese Beschreibungen auch der Atmosphäre dienen und den Wandel der Zeit betonen (was sie durchaus tun), aber ich persönlich finde, dass man sie auch hätte weglassen können.
Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei um eine faszinierende Familiengeschichte, die als bisher erste, die ich gelesen habe, die Fragen in den Vordergrund stellt – und dadurch ein Leseerlebnis schafft, das mir persönlich sehr gefallen hat!
- Herzklangstille
- Julia Dessalles
- Arctis
- Jugendbuch
- Romanze
- Trauer
- Abschied
- Freundschaft
- Geschwister
- Gedichte
- Eifersucht
Als June als kleines Kind ihre Mutter verloren hat, hat ihr Vater ihr im Garten eine Telefonzelle gebaut, in der sie sich mit ihr unterhalten kann. Bei einem ihrer „Anrufe“ bekommt June jedoch plötzlich eine Antwort von einem gewissen Lucas, mit dem sie bald täglich telefoniert. Er ermuntert sie, über sich hinauszuwachsen und einen geheimnisvollen Kapuzentypen, der June stets finster anstarrt, nach seinem Problem mit ihr zu fragen. Dadurch findet June heraus, dass der Kapuzentyp Lucas’ Bruder Cole ist – und das Lucas selbst vor Monaten bei einem Autounfall ums Leben kam, als er June rettete …
Diese Liebesgeschichte geht sehr gut mit dem Thema Abschied um und hatte drei hervorragende Hauptcharaktere, ist davon abgesehen aber leider nicht allzu Besonderes. Ich fand sie sehr vorhersehbar (nach dem ersten Kapitel wusste ich im Grunde, wie sie verlaufen wird), sodass es mir schwer fiel, mich völlig in die Handlung fallen zu lassen. Auch der moderne Schreibstil trug dazu bei, dass ich manche Szenen nicht so ernst nehmen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte, weil die Ausdrücke der Charaktere mich leicht aus der Geschichte gerissen haben.
Deshalb gefiel mir Junes und Lucas’ Freundschaft wohl am besten; ihre Dialoge lasen sich sehr natürlich, ihre Freundschaft entwickelte sich auf realistische Weise und die Gedichte und Truth-or-Dares, die die beiden ausgetauscht haben, waren ebenfalls ein kleines Highlight. Ähnlich positiv finde ich die Umsetzung von Coles und Lucas’ Geschwisterbeziehung; sie war überraschend komplex gestaltet und zeigte beide Brüder als fehlerbehaftete Menschen, die sich dennoch lieben.
Anders war das bei der Romanze, die im Gegensatz zu den anderen Beziehungen sehr schnell verläuft, auch wenn es natürlich von Anfang an klar ist, dass June und Cole sich ineinander verlieben werden. Die Entwicklung ihrer Beziehung im Allgemeinen fand ich dabei durchaus gut (speziell, wie Coles Hass sich langsam in Sympathie verwandelte), aber die Romanze an sich konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen.
Das fand ich auch deshalb schade, weil der andere Hauptaspekt des Buches – Trauer und wie man mit ihr umgeht – wunderbar umgesetzt war, ich aufgrund der Schwächen des Romans aber eher zwiegespalten gegenüber dem Buch bin. Es ist mitnichten schlecht, aber aufgrund der starken Vorhersehbarkeit und der schnellen Romanze konnte ich die positiven Aspekte leider nicht so sehr genießen, wie ich es gerne getan hätte. Ein solides Buch mit Stärken und Schwächen, aber leider keines, das mich vollauf begeistern konnte.
“Jane” (deren echter Name im ersten Teil herauskam, den ich jedoch aus Spoilergründen nicht verraten möchte) hat sich nach den Ereignissen des ersten Bands bei den Relikten eingefunden und ist fest entschlossen, den gefangenen Ward aus Lengard zu befreien und auch einen neu erweckten Sprecher zu retten, bevor ihre Gegner ihn schnappen. Doch nicht nur gestalten sich diese Pläne als schwierig umzusetzen, sondern werden auch dadurch erschwert, dass sie Dinge offenbaren, von denen Jane am liebsten wünschte, sie hätte sie nie erfahren …
Dieser zweite und abschließende Band der „Project Jane“-Dilogie stellt Jane noch mal vor ganz neue Herausforderungen, schafft es aber vor allem, sowohl die Handlung als auch die Charaktere so packend zu beschreiben, dass ich positiv überrascht darüber war. Im ersten Band gab es ein paar langatmige Szenen und ich konnte mich nicht mit vielen Charakteren identifizieren, doch hier im zweiten Band ist das Pacing sehr gut und die Charaktere bekommen genug Fokus, um sie lieb gewinnen zu können. Die einzige Ausnahme davon ist wohl Ward, weil man dessen wahres Ich hier leider noch weniger kennenlernt als im ersten Teil, sodass ich nach wie vor kein Fan von ihm bin.
Richtig gut umgesetzt waren die Twists. Im ersten Teil fand ich sie relativ vorhersehbar und nicht allzu überraschend, doch hier kommen unglaublich viele Dinge ans Licht, die mich absolut fassungslos zurückgelassen haben. Nur einen der vielen Twists mochte ich nicht, weil er einen meiner liebsten Charaktere betraf, doch der gesamte Rest war absolut hervorragend! Ich bin selbst nach dem Lesen des Buches immer noch baff darüber, wie viele Dinge mich unvorbereitet getroffen haben; Twists gehören definitiv zu Lynette Nonis Stärke!
Die Dilogie im Gesamten würde ich insgesamt als gut bezeichnen; ein nicht allzu starker erster Band, dafür aber ein umso stärkerer zweiter. Mit der Prison-Healer-Trilogie kann sie sich (verständlicherweise) nicht messen, sorgte aber trotzdem für ein cooles Leseerlebnis, das ich trotz der Schwächen letztendlich genossen habe. :)
- Sämtliche Gedichte
- Emily Dickinson
- Gunhild Kübler
- Hanser
- Zweisprachig
- Übersetzung
- Gedichte
- Natur
- Leben
- Liebe
- Tod
- Gott
Während ihres Lebens hat Emily Dickinson fast 1.800 Gedichte geschrieben, die erst nach ihrem Tod vollständig an die Öffentlichkeit gelangten. In dieser ersten deutschen Gesamtausgabe werden nicht nur die Originale, sondern auch eine deutsche Übersetzung vorgelegt - die Gunhild Kübler glücklicherweise sehr gut gelungen ist.
Nicht nur findet sie die passenden Wörter und Reime, sondern macht den englischen Text durch ihre Formulierungen verständlicher - was insofern interessant ist, dass die Übersetzung selbst wie gesagt sehr akkurat ist, die Bedeutung aber trotzdem besser im Deutschen herüberkommt.
Die Satzmelodie kommt dafür im Englischen besser zur Geltung, was wohl keine Überraschung ist.
Sehr interessant fand ich auch die Informationen zu Emily Dickinson im Anhang, und regelrecht notwendig die Anmerkungen zu ihren Gedichten, wo nicht nur auf unübersetzbare Passagen, sondern auch auf die Bedeutung der Gedichte eingegangen wird. Ich hatte es nämlich trotz der deutschen Übersetzung, die die Bedeutung klarer machte, schwierig, viele Gedichte zu verstehen, weshalb hier die Anmerkungen sehr geholfen haben.
Insgesamt habe ich einen Monat gebraucht, um alle Gedichte zu lesen, doch rate ich, sich bei eigener Lektüre sogar noch mehr Zeit zu nehmen, damit man sich noch mehr von Emily Dickinsons Lyrik gefangen nehmen lassen kann.
- Offene See
- Benjamin Myers
- Dumont
- Belletristik
- Meer
- Reise
- Gedichte
- Atmosphäre
- Schreibstil
- Melancholie
- Highlight
Nachdem seine Eltern ihm verkünden, den Familienbetrieb des Bergbaus weiterzuführen, möchte der naturliebende Robert noch ein letztes Mal die Freiheit seines Lebens genießen und die offene See sehen. Auf dem Weg dorthin begegnet er Dulcie, einer älteren, unkonventionellen Frau, die Roberts Weltbild auf den Kopf stellt. Zuerst will er nur einen Tag bei ihr bleiben, doch ist er so verzaubert von ihr und der Gegend, dass er immer länger und länger bleibt. Und schließlich in Dulcies Geschichte hineingezogen wird ...
In dieser traumhaft schönen Geschichte sticht vor allem der Schreibstil hervor, der einem mühelos Bilder in den Kopf pflanzt und eine ganz besondere Atmosphäre heraufbeschwört. Die Geschichte fing die Ruhe und Melancholie von Roberts Situation fantastisch ein; sie ist recht ruhig erzählt, aber gerade das macht ihre Magie aus.
Dulcies Geschichte ging mir sehr ans Herz und auch ihr Charakter an sich war mir sehr sympathisch. Sie ist der einzige Charakter, der den wunderschönen Stil ab und an durch vulgäre Ausdrucksweisen unterbricht, was wunderbar unterstrichen hat, wie sehr sie sich von anderen Charakteren abhebt. Obwohl auch Robert letztendlich seinen Weg fand, ist das hier definitiv Dulcies Geschichte, eine atemberaubende Erzählung, die an einen wunderschönen Traum erinnert.
Die einzige Kritik, die ich habe, ist, dass die Geschichte für die eine oder andere Person ZU ruhig erzählt sein könnte - weil Beschreibungen eine so wichtige Rolle spielen, ist die Geschichte für niemanden, dem eine packende Handlung wichtiger ist, weil hier vor allem die Atmosphäre ins Zentrum rückt. Wer dagegen eine ruhige Geschichte lesen will, die voller Emotionen ist, wird hier sehr zufrieden sein!
"The Comfort Book" ist ein sehr kurzweiliges Buch. Ich habe ungefähr zwei Stunden gebraucht, um es zu lesen, weil es aus sehr kurzen (oft nur aus ein paar Zeilen bestehenden) Kapiteln besteht, die Matt Haigs Weisheiten, Lieblingszitate und Erfahrungsberichte kurz und prägnant schildern - insgesamt alle Gedanken, die ihm auf die eine oder andere Weise Hoffnung gemacht haben.
Trotz der Kürze war es ein sehr intensives Leseerlebnis. Während ich Matt Haigs Ratschlägen nicht immer zugestimmt habe (vor allem der "Sei du selbst"-Ratschlag ist einer, mit dem ich nicht so viel anfangen kann und den ich persönlich lieber durch "Sei die beste Version deiner Selbst" ersetze), hat es mir insgesamt tatsächlich erstaunlich viel Trost gegeben, seine Gedanken zu lesen.
Das liegt teils an seinem wunderschönen Schreibstil, teils daran, dass ich mich mit einigen Dingen gut identifizieren konnte. Für mich war dieses Buch eine angenehme Lektüre und ist meiner Meinung nach perfekt dafür geeignet, es einfach irgendwo aufzuschlagen, um dort einen Gedanken zu lesen, den man durch den Tag trägt.
Aus diesem Grund empfehle ich, das Buch langsam zu lesen, vielleicht tatsächlich nur einen Gedanken pro Tag. So kann sich seine Wirkung am besten entfalten und jedem Leser und jeder Leserin ein tröstender Begleiter sein!
John Fontanelli hat gerade seinen Job verloren, als die Familie Vacchi ihm verkündet, dass er der Erbe eines gigantischen Vermögens ist. Vor fünfhundert Jahren hat sein Vorfahre es gestiftet, damit sein Nachfahre den Menschen ihre verlorene Zukunft wiedergeben kann. Dieses Vermögen ist im Jahr 1995 auf inzwischen eine Billion Dollar angewachsen, die ganz allein John gehören. John, völlig überfordert, gewöhnt sich zwar recht schnell an den Reichtum, weiß aber nicht, wie er damit die Zukunft der Menschheit verbessern soll. Bis ein mysteriöser Mann ihn anruft, der einen Plan zu haben scheint. John traut ihm zunächst nicht, aber nachdem der Mann ihm aus der Patsche hilft, trifft er sich mit ihm. Malcolm McCaine hat tatsächlich einen Plan – und John, der entschlossen ist, sein Erbe auf die bestmögliche Weise zu nutzen, gründet mit ihm seine eigene Firma, die das Weltgeschehen kontrollieren soll …
Dieser fast neunhundert Seiten starke Wirtschaftsthriller illustriert die Macht des Geldes wirklich hervorragend – und das, obwohl er vor über zwanzig Jahren geschrieben wurde und die Handlung in den späten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts spielt. Es hat mich tatsächlich sehr beeindruckt, wie leicht es Andreas Eschbach gelungen ist, eine packende Handlung mit wichtigen Themen zu verbinden, die immer noch aktuell sind. Denn neben dem Geld, das natürlich stets ein Thema bleibt, geht er auch auf Dinge wie den Klimawandel und den Naturschutz ein, und warum es so schwierig ist, die richtigen Maßnahmen zu finden, um die Situation zu verbessern. Ein Teil der Geschichte, der mich dabei besonders beeindruckt hat, war Johns Besuch auf den Philippinen, weil er ihm mehr als alles Andere verdeutlichte, wie die Dinge miteinander verwoben sind – und dass selbst diejenigen, die er für skrupellos hielt, nur das tun, was sie können, um sich selbst und ihre Familie zu ernähren.
Besonders spaßig war die Geschichte aber tatsächlich am Anfang, als John in die Welt der Reichen eingeführt wurde, ohne zu wissen, was er mit dem Geld anfangen soll. Hier konnte ich mich sehr gut in ihn hineinversetzen, weil ich mindestens genau überfordert gewesen wäre wie er. Auch der Aufbau seines Imperiums war interessant, weil er so hervorragend illustriert, wie viel Geld er tatsächlich besitzt. Danach muss ich zugeben, dass die Geschichte mir etwas zu langsam verlief. Es werden viele Informationen geteilt und obwohl es natürlich ein paar interessante Szenen gibt, wurde es erst gegen Ende wieder etwas spannender.
Was mich nämlich ab dem Aufbau von Fontanelli Enterprises gestört hat, war Johns massive Naivität. So gibt es zum Beispiel eine frühe Stelle, als sein Mitgründer McCaine ihn im Grunde hereinlegt, aber auch ausführlich beschreibt, wie genau er John dazu brachte, zu tun, was er will – und trotzdem lernt John nichts daraus, sondern bleibt für den Großteil des Romans (trotz manch neuer Erkenntnisse) naiv genug, um auf einige offensichtliche Manöver hereinzufallen. Dass John sich in dieser Hinsicht so gar nicht entwickelte, fand ich persönlich sehr traurig. Hier hätte es mir besser gefallen, wenn er mehr für sich eingestanden und aus seinen Fehlern gelernt hätte.
Zum Ende hin gibt es noch mal einige überraschende Entwicklungen und das Ende selbst hat mir ebenfalls gut gefallen. Die Geschichte ist besonders gut für diejenigen geeignet, die einen spannenden Wirtschaftsthriller lesen wollen!